Wer bei der Anschaffung eines neuen Autos die Wahl zwischen Verbrenner und Batterie-Auto hat, der würde sich gerne schon heute für einen Elektroflitzer entscheiden – wären da nicht die unübersichtliche Ladeinfrastuktur und die begrenzte Reichweite. Die Anschaffungskosten für ein E-Auto spielen indes nur noch eine untergeordnete Rolle. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Internetvergleichsdienstes comparis.ch hervor.
Herr und Frau Schweizer haben beim Thema Mobilität auf Zukunftsmodus umgestellt. Geht es nach ihnen, sollen Feinstaub, Stickoxide und CO2 aus dem Verkehr gezogen werden – Elektroautos können ihrer Meinung nach einen bedeutenden Beitrag dazu leisten. Damit sich der saubere Antrieb schnell durchsetzen kann, verlangt jeder Zweite, dass Bund und Kantone die E-Mobilität gezielt fördern. Jeder Vierte meint, eine Förderung müsse zumindest geprüft werden und nur gerade 10 Prozent sagen, der Staat solle sich aus diesem Thema raushalten..
Schweizer würden elektrifizierte Autos kaufen
Dass die saubere Elektromobilität schon bald im Alltag den Durchbruch erleben könnte, darauf deuten die Kaufabsichten der Umfrageteilnehmer hin. Jeder Zweite ist dem Kauf eines Elektroautos gegenüber aufgeschlossen. Stünden sie vor der Wahl, würden sich 16 Prozent aller Befragten heute schon explizit für ein solches entscheiden. Ein Drittel gibt an, sich zumindest «vermutlich» für den Kauf eines Stromers auszusprechen.
Auf der anderen Seite spricht für fast 90 Prozent der Befragten die begrenzte Reichweite und für rund 80 Prozent die fehlende Ladeinfrastruktur gegen die Anschaffung eines Stromfahrzeuges. Der Kaufpreis spielt lediglich eine untergeordnete Rolle. Auto-Experte Meier: «Die Reichweitenangst wird schnell der Vergangenheit angehören. Bereits heute sind Modelle auf dem Markt, die unter realistischen Bedingungen mit einer Ladung über 300 Kilometer weit fahren können – und Modelle, die für nächstes Jahr angekündigt sind, werden sogar 400 Kilometer und mehr schaffen. Auch der Preis hat sich inzwischen dem herkömmlicher Autos angepasst».
Keine Gnade für den Diesel im Tessin und der Westschweiz
Luftverschmutzung durch Dieselabgase will die Bevölkerung nicht länger hinnehmen. Die Hälfte aller Schweizer glaubt, dass ein Dieselfahrverbot die Luftreinheit verbessern würde. Das dürfte die politische Diskussion um Umweltzonen in Schweizer Städten und um ein Importverbot für Dieselfahrzeugen weiter anheizen. Nachdem erste deutsche Städte ein Fahrverbot für Dieselautos angekündigt haben, wurden für die Sommersession des Schweizer Parlamentes zwei Vorstösse angemeldet, die in eine ähnliche Richtung zielen.
Dass ein Dieselverbot auf durchaus fruchtbaren Boden fallen könnte, darauf deuten die Umfrageergebnisse hin: 31 Prozent der Befragten fordern ein generelles Verbot dieser Antriebsvariante. Knapp jeder Fünfte verlangt ein solches wenigstens an Tagen mit einer hohen Schadstoffbelastung. Interessant: In der Westschweiz und im Tessin (je 41 Prozent) wünschen sich deutlich mehr Menschen die Verbannung des Diesels von der Strasse als in der Deutschschweiz (27 Prozent).
Dieselschwäche begünstigt Elektromobilität
Erste Spuren des Mobilitätswandels lassen sich bereits in der offiziellen Verkaufsstatistik des Branchenverbandes Auto-Schweiz erkennen: Die Verkäufe von reinen Elektroautos nahmen von Januar bis Mai 2017 um mehr als 30 Prozent zu. Gleichzeitig kam der Diesel im Verkauf weiter unter Druck. In den ersten fünf Monaten des Jahres brach die Nachfrage nach dem Problemantrieb mit einem Minus von fast fünf Prozent regelrecht ein.
Damit liegt die Schweiz im Trend: Auch in Deutschland und in den meisten Ländern Europas kam der Dieselabsatz in den ersten fünf Monaten des Jahres kräftig ins Stottern. In Deutschland musste er mit einem Minus von 6,8 Prozent eine herbe Einbusse verzeichnen, nachdem der Dieselanteil an Neufahrzeugen bereits im letzten Jahr auf einen Tiefstand absackte.
Hintergrundinfornationen zur Umfrage:
Für die repräsentative Umfrage wurden 1’047 in der Schweiz wohnhafte Personen befragt. Die Umfrage wurde im zweiten Quartal 2017 durch das Marktforschungsinstitut Innofact durchgeführt.