Die Spitze des Schweizer Bauernverbands forderte an der Jahresmedienkonferenz auf dem Schweinezuchtbetrieb von Samuel Schwab eine einheitliche Strategie für die Schweizer Landwirtschaft im Hinblick auf die anstehenden Initiativen, das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten und die Agrarpolitik 22+.
2020 stehen für die Bauernfamilien entscheidende Themen an: Zuerst die Botschaft zur Agrarpolitik 22+, dann das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten und schliesslich die Volksabstimmungen über die beiden Initiativen „Für sauberes Trinkwasser“ und „Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide“. An seiner Jahresmedienkonferenz auf dem Schweinezuchtbetrieb von Samuel Schwab in Worb BE zeigt die Spitze des Schweizer Bauernverbands (SBV) auf, wie alle drei Themen zusammenhängen und die Zukunft der einheimischen Landwirtschaft bestimmen.
Zu extreme Initiativen
Auf der einen Seite stehen die radikalen Forderungen der beiden Initiativen, welche die Schweizer Ernährungswirtschaft komplett auf den Kopf stellen würden. Die Landwirtschaft produziert aktuell das, was die Bevölkerung kauft. Diese hätte es heute schon in der Hand, den Anbau in die gewünschte Richtung, z.B. mehr Bioproduktion oder gar ein Bioland Schweiz, zu steuern. Für den SBV ist es komplett illusorisch, dass bei einer Annahme alle plötzlich nur noch Bio möchten und auch bereit sind, den höheren Preis dafür zu bezahlen. Der SBV erwartet deshalb im Gegenteil, dass die inländische Produktion massiv zurückgeht und die aktuell verkaufte konventionelle Ware importiert wird.
Bei der Trinkwasserinitiative – die nur auf die Direktzahlungen zielt, aber keine Verbote beinhaltet – befürchtet der SBV, dass Betriebe kontraproduktive Alternativstrategien einschlagen. Solche, die heute schon kaum auf Direktzahlungen angewiesen sind, verzichten ganz darauf. Das wäre vor allem für jene mit Spezialisierung auf Kulturen, bei denen der Pflanzenschutz wichtig ist, wie Obst, Gemüse oder Wein sowie für Betriebe mit Schwerpunkt Schweine- oder Geflügelhaltung, ein wahrscheinlicher Weg. Damit fielen für diese auch andere Einschränkungen und Auflagen weg.
Widersprüche und Kreisquadraturen
Das Freihandelsabkommen mit Mercosur auf der anderen Seite, stellt eine Art Gegenpol zu den Initiativen dar. Hier hält die offizielle Schweiz wenig von Nachhaltigkeit und Tierschutz. Wenn Lebensmittel in Südamerika produziert sind, dann spielt es offenbar keine Rolle, welche Mittel zum Einsatz kamen und ob die Tiere in Feedlots gehalten und völlig artfremd ernährt wurden. Da ist man auch bereit, Konzessionen zu machen, welche die eigene, unter ganz anderen Auflagen produzierende Landwirtschaft empfindlich schwächt.
Das dritte Element ist die AP 22+. Diese will die Quadratur des Kreises schaffen und allen widersprüchlichen Anforderungen an die Landwirtschaft gerecht werden. Sie will diese noch viel nachhaltiger machen, das Tierwohl stärken, aber auch mehr auf Wettbewerbsfähigkeit und Markt setzen. Es ist absehbar, dass dieses Kunststück nicht gelingen wird. Der Dachverband der Schweizer Bauernfamilien fordert deshalb, dass sich der Bundesrat als oberste Instanz für eine klare Strategie entscheidet und diese konsequent verfolgt.